TIPP: TAG DER SOMMERFRISCHE IM SCHWARZATAL 2021

Rauschende Laub- und Nadelwälder bis zum Horizont, idyllische Wanderwege, atemberaubende Schluchten, duftende Wiesen und kleine Ortschaften mit schiefergedeckten Häusern, die sich malerisch in die Landschaft einfügen. Das ist das Schwarzatal in Thüringen.

Jeder Ort hat seinen Charme und seine ganz eigenen Geschichten. Doch eins haben sie alle gemeinsam. Mitte des 19. Jahrhunderts locken sie viele auf das Land in die Sommerfrische und waren Ort der Erholung. 

Es entstanden zahlreiche Sommersitze der meist wohlhabenderen Bevölkerung, aber auch viele Pensionen, Hotels, Unterkünfte und Möglichkeiten des Zeitvertreibs und der Unterhaltung. 

Viele dieser Orte sind noch heute geprägt von dieser Zeit. Prächtige Villen, Pavillons mit aufwändigen Balkonen, Laubengängen, Balustraden, aber auch die regionale Schieferbedeckung, sind noch immer typisch für das Schwarzatal. 

Doch durch die Abwanderung in die Städte gerieten und geraten noch immer viele dieser Orte, Menschen und ihre Geschichten in die Vergessenheit.

Doch viele Akteure des Schwarzatals haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichten, Bauwerke und Traditionen zu bewahren, sie wieder mit Leben zu füllen und sie ins Hier und Jetzt zu holen. Diese Pioniere kämpfen dafür, dass in den Ortschaften wieder Menschen zu Sommerfrischlern werden und zusammenkommen, sich austauschen, erholen und die Geschichten weitertragen.

Menschen wie zum Beispiel Kunsthistoriker Dieter Lange und Johanna Hannemann vom Vielfensterhaus in Böhlen. Das wunderschöne weiße Haus im Zentrum von Böhlen war einst Arbeitsort der Leinenweber. Die vielen Fenster an allen Fassaden des Hauses boten ihnen Licht zum Weben. Heute ist es eine Art Herberge für Aussteiger und Minimalisten, aber auch ein Ort der Einkehr. Hier kommt man zusammen und trinkt einen Kaffee schwarz, tauscht sich kurz aus oder holt sich ein paar Eier für das Frühstück am Morgen.

Dieter Lange ist gebürtiger Böhler. Er lebte einige Jahre in Berlin, bis es ihn wieder in seinen Heimatort ins Schwarzatal zurückzog. Bald begann er sich mit der Historie von Böhlen auseinanderzusetzen und stieß auf ein besonderes Ereignis. Im Jahr 1852 wurden 154 Männer, Frauen und Kinder aus Böhlen, die als Unruhestifter galten, nach Brasilien zwangsumgesiedelt. Zusammen mit Heimatforscher Hans-Günther Schneider reiste er sogar zweimal nach Brasilien, um die Geschichte zu recherchieren und mit den Nachkommen der Vertriebenen aufzuarbeiten. 

Unter Anderem diese Geschichten sind es, über die sich an der langen Tafel vor dem Haus bereits in den vergangenen Jahren der Sommerfrische ausgetauscht wurde. Aber auch Darbietungen, ein Erzählcafé, Kurzfilme und Führungen machen das Vielfensterhaus zu einem beliebten Ort der Sommerfrische im Zentrum von Böhlen.

 

Aber auch im idyllischen Lichtenhain, mit dem weiten Blick ins Tal und den schieferbedeckten Häusern, die sich wie eine Perlenkette an der Hauptstraße aneinanderreihen, gibt es Bewahrer der Geschichte. Andreas Möller und seine Mitstreiter möchten an die Tradition der Sommerfrische von einst anknüpfen und Menschen aus ganz Deutschland die Schönheit der Umgebung zeigen. Die Gäste der Sommerfrische und die Einwohner finden zusammen und tauschen sich aus. In den vergangen Jahren konnte man sich auch direkt an der Erhaltung der Schönheit vor Ort beteiligen. Gegen eine Spende erwarb man symbolisch ein Blatt am Spendenbaum. Mit dem Ertrag wurden Bäume gepflanzt. Auch ganze Patenschaften für Bäume gibt es. Damit wurde eine alte Tradition des Ortes wieder ins Leben gerufen. Denn schon Generationen davor pflanzten hier Kugelbäume für ihre Kinder und Enkel. 

Für den diesjährigen Tag der Sommerfrische soll es, neben dem geschichtlichen Austausch mit einem innerörtlichen Lehrpfad auch die Einweihung eines „Gib- und Nimm-Regal“ geben. Man ist froh in Lichtenhain, dass durch das Format neue Interessierte im Tal einkehren. 

Für eine kleine Stärkung oder auch Übernachtung zeigt sich das Hotel „Waldfrieden“ in Meuselbach-Schwarzhütte von seiner schönsten Seite. Wie in vergangenen Zeiten strahlt es im weißen Gewand vor dem Grün des Thüringer Waldes und schenkt seinen Gästen einen atemberaubenden Ausblick ins Schwarzatal. Hier steht die Zeit kurz still. Man hört das Rauschen des Waldes und das Plätschern der Schwarza. Ab und zu hält ein Zug am historischen Bahnhof. Hier kann man auch super mit einer Wanderung starten. Am Tag der Sommerfrische kann man sich hier kulinarisch stärken und die Schönheit des Hauses bewundern. 

Auch Michaela Blei zog es nach einem Lebensabschnitt in Berlin zurück in ihre Heimat Schwarzburg. Die Schönheit der Gegend und der Architektur faszinieren sie noch immer. Früher war Schwarzburg ein beliebter Ort der Sommerfrische. Die alten Kurhäuser und Pensionen zeugen noch immer von der Pracht des Ortes, obwohl sie heute teilweise eine andere Nutzung erfahren. Ein Gebäude hat es Michaela besonders angetan. Das Haus Bräutigam, ein ehemaliges Sommerfrischehaus, war lange ungenutzt und stand leer. Die Zeit und schnelle Reparaturen nagten an seiner schönen Fassade und an den Innenräumen. Aktuell wird es fachgerecht und liebevoll restauriert und soll bald zu einem Ort für temporäres Wohnen und Arbeiten werden. Michaela ist Teil des Vereins Haus Bräutigam e.V. die sich dem leerstehenden Haus angenommen haben, nachdem die Zukunftswerkstatt Schwarzatal das Objekt in der Ortsmitte vor dem Abriss bewahrt hat. Haus Bräutigam ist eine von vielen neuen Stadt-Land Verbindungen. Hier will man künftig zusammenkommen und Ideen bewegen und gemeinsame Visionen gestalten. Zum Tag der Sommerfrische kann man einen Blick auf den Fortschritt des Ausbaus und der Restaurierungsarbeiten werfen und schon erahnen, dass es bald wieder im schönsten Glanz erstrahlt. 

Dank der IBA Thüringen wurde das Thema Sommerfrische wiederbelebt. Am 22. August 2021 könnt ihr im gesamten Schwarzatal noch viele weitere Pioniere treffen. Es wird Führungen durch das Schloss Schwarzburg geben, geführte Wanderungen, Lesungen, Ausstellungen, Schwimmbadfeste und geöffnete Sommerfrische-Häuser. Menschen, die sich einsetzen, die Schönheit und den Charme ihrer Gegend zu erhalten. Menschen, die die alten Geschichten weitergeben, historische Architektur retten und ihre ursprüngliche Nutzung bewahren, Traditionen wieder aufleben lassen und Gäste aus aller Welt einladen, ihre ganz persönliche Sommerfrische in einer der schönsten Ecken von Thüringen zu erleben.

Alle Infos zu den Orten und Veranstaltungen der Sommerfrische am 22. August 2021 findet ihr unter:

www.tag-der-Sommerfrische.de

 

Alles Liebe

 

Fotos: ich

Foto Johanna Hannemann: Vielfensterhaus e.V.