TIPP: LOOP KERAMIK UND EINE KLEINE KRUMME SCHWALBENSCHALE

Es ist kalt draußen. Menschen laufen tief in ihrem Schal versteckt eilig vorbei. Ich stehe vor dem Wächterhaus, unweit des Erfurter Bahnhofs. Das ursprünglich leer stehende Haus, ist Teil eines Erfurter Projekts, dass durch die Vermietung an kreative „Wächter“ erhalten und vom Verfall geschützt werden soll. Durch ein kleines Fenster kann ich einen Blick in das Atelier von Doreén Reifenberger erhaschen. Sie ist eine der „Wächterinnen“ des Hauses. Drinnen ist es gemütlich beleuchtet und eine Kanne dampfender Tee steht schon auf ihrem kleinen Öfchen bereit. Sie sitzt an ihrer Drehscheibe und formt konzentriert eine kleine Schale.

Die in Saalfeld/ Thüringen geborene Doreén Reifenberger ist die Person hinter dem Label LOOP Keramik, einem Keramikdesign Atelier in Erfurt.
In den Regalen stehen wunderhübsche Becher, Teller, Schalen und Tassen zum Trocknen. Jedes Stück von Doreén liebevoll per Hand gefertigt.
Seit 2014 gibt es ihre kleine Manufaktur schon. Eigentlich wollte sie ja Redakteurin bei einer Zeitung in Madrid werden, doch die Liebe ließ sie in Erfurt bleiben. Ein Glück, denn sonst hätte es die wunderschöne Keramik von Loop wohl nie gegeben.

Nach ihrem Studium und dem Job beim Fernsehen, merkte Doreén schnell, dass sie einen neuen und komplett anderen Weg einschlagen wollte. So ließ sie das Medienbusiness hinter sich und begann 2009 eine Keramiklehre bei Familie Reindel in der „Fayence Porzellanmanufaktur“ in Erfurt, die sie 2012 erfolgreich abschloss. Dabei lernte sie von Grund auf alle Techniken rund um das Material und die Herstellung von Keramik.

Sie ist glücklich mit ihrer Entscheidung und designt und produziert seit dem mit Liebe und Hingabe ihre wunderschönen Stücke, mit dem typischen Loop-Charakter. Zeichen dafür ist auch ihr Logo, die kleine Schwalbe, die sie unter Anderem als Symbol für Leichtigkeit und Freiheit sieht.
Doreéns Stücke sind schlicht. Ihre erste Form war ein Becher, in gerader und zurückgenommener Form und ohne Henkel. „Ich mochte damals keine Henkel, keins meiner Stücke hatte einen. Bis ich auf Kundenwunsch dann doch Tassen mit Henkel produziert habe. Seitdem darf mein Porzellan auch Henkel haben“, erzählt sie lachend.
Motive setzt Doreén auch eher reduziert ein. So gibt es bei ihr nur die kleinen Schwalben der Loop Kollektion oder das farbige Strichliniendekor der Neolith-Kollektion.

Doreén wischt sich den überschüssigen Ton von den Händen und löst vorsichtig die kleine Schale von der Drehscheibe. Sie ist noch sehr empfindlich und kann durch einen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit komplett zerstört werden. Schon hier merkt man, Keramikherstellung ist eine Kunst, denn das ist nur der Anfang der vielen Arbeitsschritte, die sie braucht, bis sie ein fertiges Stück Keramik in ihren Händen halten kann.
„Magst du auch mal eine Schale formen?“ fragt sie mich, reicht mir ein Hemd und eine Schürze und schon sitze ich mit einem Klumpen Ton vor der Drehscheibe. Allein die Zentrierung des Tons auf der Scheibe ist schon eine Herausforderung. Beim Ausformen des Bodens und der Wände muss Doreén mir immer wieder helfen. Bis die Schale nun endlich zum Trocknen auf einem Holzbrett steht, vergehen mehr als neun anstrengende Arbeitsschritte höchster Konzentration. Dort steht meine kleine krumme Schale jetzt etwa einen Tag, dann wird noch der Fuß ausgeformt und ihre Seiten begradigt. Danach muss sie noch mindestens zwei Wochen trocknen, bis sie wirklich knochentrocken ist. Bis zu diesem Schritt könnte sie sogar noch einmal aufgeweicht und wieder neu gedreht werden. Erst nach dem 1. Brand, dem Schrühbrand, wird sie bei 940°C stabil und unaufweichbar. Später wird glasiert und dekoriert und dann muss sie erneut noch einmal für den so genannten Glattbrand in den Ofen. Dieses Mal bei etwa 1200°C und für anderthalb lange Tage.


„Vom Tonklumpen bis zur Ladenlieferung kann es schonmal vier bis sechs Wochen dauern“, weiß Doreén, „selbst im Ofen kann noch so viel schief gehen“. Sie ist Perfektionistin, nur die besten Stücke verlassen ihr Atelier. „Die anderen Stücke verwende ich selbst“, erzählt sie lachend, während sie Tee in kleine Teeschalen gießt, die ihre Qualitätskontrolle nicht bestanden haben.
Ich kann keinen Mangel sehen und blicke schmunzelnd auf meine kleine krumme Schale, die neben den wunderschönen perfekten Stücken von Doreén zum Trocknen steht.
Auch Restaurantbesitzer haben sich in die Keramik von Loop verliebt, für die sie thüringenweit sogar spezielle Kollektionen kreiert. Auch einen Auftrag aus München hatte sie schon. Aber ihre Tassen, Schalen, Kannen, Vasen, Etageren, Dippschälchen, Teller und Schüsseln kann man natürlich auch in ihrem Onlineshop, in Läden in Weimar, Erfurt, Jena, Leipzig, Dresden oder bei Doreen direkt kaufen.

Es ist gemütlich in ihrem Atelier. Wir sitzen am kuscheligen Ofen, trinken duftenden Tee und könnten noch ewig so weiterplaudern. Ich lehne mich zurück und blicke auf meine kleine Schale. Ich kann es kaum erwarten, sie nach vier bis sechs Wochen in meinen Händen zu halten.

Alles Liebe

Fotos: Guido Werner

Das Atelier von Doreén findet ihr hier:

loopKeramik Atelier
Doreén Reifenberger
Bürgermeister-Wagner-Straße 3
99096 Erfurt